Wie finde ich den richtigen Coach?

In der folgenden Kolumne des Psychoanalytikers Peter Schneider geht es zwar nicht um die Suche nach einem passenden Coach. Trotzdem können seine humorvollen und hintergründigen Überlegungen auch auf die Wahl eines Coachs übertragen werden:

 

Leser fragen: Macht mein Psychoanalytiker etwas falsch?

Seit einiger Zeit habe ich zweimal wöchentlich Sitzungen bei einem Psychoanalytiker. Ich bin 22 und befasse mich intensiv mit meinem Bewusstsein und Unbewusstsein. Wie weiss ich, ob die Sitzungen eine falsche Richtung nehmen und ob der Psychoanalytiker eventuell einen falschen Ansatz bei mir verfolgt? Muss ich mich da ganz auf mein Gefühl verlassen? H. K.

 

Liebe Frau K.

Was immer eine "falsche Richtung" oder ein "falscher Ansatz" innerhalb einer Psychoanalyse auch bedeuten mag — worauf wollen Sie sich sonst verlassen? Nicht dass ich damit der wissenschaftlich aufgepeppten Gefühlsduselei einer sogenannten <Bauchintelligenz> das Wort reden will, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass aus einer Analyse etwas werden kann, wenn die Analysandin über längere Zeit das Gefühl hat, im falschen Film zu sein bzw. auf der falschen Couch zu liegen.

Sowenig ein Orgasmus ein Orgasmus ist unabhängig von dem, mit dem man ihn hat, sowenig ist eine Analyse einfach eine Analyse, gleichgültig, mit wem man sie macht. Eine Analyse ist nämlich (auch) Geschmackssache. Der Stil, die Rhetorik, ja selbst die Praxiseinrichtung müssen einem passen. "Passen" kann auch bedeuten, dass man das alles irgendwie erfrischend "anders" findet, denn nicht nur Gleich und Gleich gesellt sich bekanntlich gern, auch Gegensätze ziehen sich an. Das hat mit der Analyse selbst noch nicht viel zu tun, ausser, dass natürlich auch die Wahi des Analytikers nicht jenseits der Zu- und Abneigungen steht, die einen auch sonst im Leben herumtreiben. Also wird man — beizeiten — auch auf die Bedingungen der Wahl zu sprechen kommen, aber nicht, um sie als "falsche" Voraussetzungen zu denunzieren, sondem um auch in diesem Punkt vielleicht etwas Neues über sich zu erfahren. Zum Beispiel über seine Tendenz, die Analyse selbst zur Befriedigung seines moralischen Masochismus zu benutzen, indem man sie in ein quälendes Beichtverfahren verwandelt.

Aber nun noch einmal zurück zu den "falschen Richtungen" und "Ansätzen": So etwas könnte es geben, wenn die Psychoanalyse die Form der Anwendung eines allgemeinen Wissens auf einen speziellen Fall wäre: Frau X ist ein Fall von Y, also sollte der Analytiker wie immer in solchen Fällen Z tun. So funktioniert eine Analyse aber (hoffentlich!) nicht. Sondem als ein Pingpong von Rätseln, Fragen, Antworten, Deutungen, die immer (auf und hinter der Couch) vorläufig bleiben ganz so wie im richtigen Leben, das ja auch keinen Ansatz und keine bestimmte Richtung verfolgt, sondem immer wieder unerwartete Wendungen nimmt. Und wenn doch, dann hilft eben manchmal eine Psychoanalyse, das allzu eingespurte Leben von der Schiene zu hieven, um wieder mehr Raum für Exkursionen ins Unvorhersehbare zu schaffen.

Peter Schneider, Psychoanalytiker,  "Bund" vom 28.07.2010

 

Warum Coaching? Und bei wem? Was hilft mir beim Entscheid? Hier finden Sie einen kurzen Ratgeber, der Ihnen helfen kann, den für Sie richtigen Coach zu finden.

Burnoutprävention/prophylaxe: Die äussere Seite beim Stressmanagement

Auf der äusseren Seite können viele Faktoren eine Rolle spielen: Zunehmende Geschwindigkeit von betrieblichen Abläufen und von Veränderungs- und Umstrukturierungsprozessen, eine zu grosse Diskrepanz zwischen Erwartungen und Ressourcen, dauernde Störungen und Unterbrechungen, organisatorische Doppelspurigkeiten, unklare Abläufe und Zuständigkeiten, fehlende Anerkennung, Wertschätzung oder Unterstützung, Konflikte mit Vorgesetzten, Mitarbeitern oder Kollegen sowie Demotivation durch übertriebene Formalisierung und Standardisierung von Abläufen und Inhalten.

Dazu kommt die allgemeine Unsicherheit (Politik, Wirtschaft, Finanzen, Macht, Migration, Klima und Umwelt), die uns als Individuen herausfordert, die es aber auch für Unternehmen enorm erschwert, vorausschauend zu handeln.

Zu den äusseren Faktoren kommen nicht selten auch noch persönliche Belastungen wie Krankheit, Alter oder Geldsorgen oder familiäre Spannungen (Partner/in, Kinder, Eltern, Verwandte).

Es hilft, wenn wir Veränderungsstress vom Durchhaltestress unterscheiden. Beim ersteren stresst uns eine von uns angestrebte Veränderung (Ausbildung, Prüfung, berufliche Herausforderung), beim zweiten geht es darum, eine belastende Phase (Epidemie, Krankheit u.a.) gut zu bewältigen, Deshalb besteht das Ziel beim Durchhaltestress nicht in einer Veränderung, sondern darin, durch die Zeit der Anstrengungen hindurch etwas zu bewahren.

Laut einer Studie der Techniker Krankenkasse in Deutschland sind die fünf am häufigsten genannten Stressauslöser: 1.die Arbeit, 2. hohe Ansprüche an sich selbst, 3. zu viele Termine und Verpflichtungen in der Freizeit, 4. die Teilnahme am Straßenverkehr, 5. die ständige Erreichbarkeit durch Facebook, Whatsapp, Handy und Co.

(Anti)-Stresscoaching zur Stressverminderung/reduktion: Die innere Seite des Stressgeschehens

Diese äusseren Faktoren stossen auf eine innere Seite: Wie gehe ich persönlich mit diesen äusseren Faktoren um? Welches sind meine Verhaltensmuster, Antreiber, Glaubenssätze und Ängste? Mit welchen Automatismen und Einstellungen mache ich es mir selber zusätzlich schwer?

Es geht um meist schon in der  Kindheit erlernte Muster, wie wir mit Stress umgehen, z.B. es allen recht machen zu wollen oder Perfektionismus. Je stärker der äussere Druck, desto heftiger wirken diese inneren Muster. Wir funktionieren dann im Überlebensmodus, im Autopilot und sind primär von unserem Reptilienhirn getrieben.

Druck ist aber nicht gleich Druck: Ein kleines Ausmass an äusserem Druck überfordert den einen, währenddem das gleiche Ausmass den anderen stimuliert und es ungleich mehr braucht, bis er an seine Grenzen kommt. Entscheidend ist oft, wie gut wir in der Lage sind, unsere Bedürfnisse und Grenzen wahrzunehmen, zu äussern und dafür einzustehen. Viele haben Angst, nein zu sagen und sich abzugrenzen. Wer es immer allen recht machen will, übergeht zwangsläufig seine eigenen Bedürfnisse und Grenzen.

Dazu bin ich möglicherweise in einer Position oder Stelle, wo ich mich im Grunde schon lange wie im falschen Film fühle. Aus Sicherheitsdenken oder Angst vor Veränderungen habe ich es aber bisher nicht gewagt, mir die Frage zu stellen, ob ich da, wo ich bin, wirklich hingehöre. Zunehmender äusserer Druck, allenfalls noch verbunden mit einer Reorganisation oder einem Chefwechsel können dann Auslöser für eine Krise sein: Die vermeintliche Sicherheit ist dahin.

Aus all diesen äusseren und inneren Faktoren bildet sich ein ganz individueller Mix, den wir in einem Stresscoaching und bei der Burnoutprophylaxe angehen. Sonst ist kein wirksames Stressmanagement möglich.

Eigene Muster und Einstellungen:  Zentrale Rolle beim Umgang mit Stress und  Stressverminderung/Stressmanagement

Zuerst geht es einem (Anti-)Stresscoaching und bei der Burnoutprävention/prophylaxe meist um die innere Seite, also die unbewussten Verhaltensmuster, Antreiber, Einstellungen, Programme und Glaubenssätze. Es gilt, sich seiner hinderlichen Einstellungen überhaupt erstmal bewusst zu werden.

Das Stresscoaching hilft, einen inneren Lernprozess in Gang zu setzen, mit dem die problematischen Einstellungen durch positive Einstellungen ersetzt werden. Oft waren problematische Einstellungen früher sinnvolle Überlebensstrategien. Mittlerweile sind sie aber zu einem Korsett geworden.

Schritte bei einem (Anti)-Stresscoaching und bei der Burnoutprävention/prophylaxe

Parallel dazu geht es bei einem Stresscoaching und bei der Burnoutprophylaxe darum, aktiv zu werden gegen aussen zu handeln: Lernen, sich abzugrenzen, nein zu sagen und für sich und seine Überzeugungen, Ideen und Grenzen einzustehen, Unterstützung zu holen und Aufgaben zu delegieren, sind deshalb zentrale Themen in einem Stresscoaching und bei der Burnoutprophylaxe.

Das bedingt eine Auseinandersetzung mit den Ängsten, welche dieses klare Handeln und das Einstehen für sich selber bisher verhindert haben. Es geht bei der Stressreduktion und der Burnoutprävention um die Einsicht, dass wir selber verantwortlich sind für unser Leben und dass „es niemand für uns richtet“. Das kann bedeuten, dass jemand aufgrund eines Stresscoachings den Schritt wagt, eine ihn krankmachende Umgebung zu verlassen und sich eine neue Aufgabe sucht.

Meist geht es beim Stressmanagement zur Stressverminderung auch darum, parallel das eigene Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein zu stärken. Wenn der Prozess vom Stress in Richtung Burnout aber schon weiter fortgeschritten ist, ist es in einem Stresscoaching und bei der Burnoutprävention vordringend, dass wir uns zuerst wieder unserer Ressourcen, Stärken und Talente bewusst werden. Das führt zu einer ersten Stabilisierung, bevor eine tiefergehende Arbeit mit den inneren Programmen möglich ist.

Interessiert? Hier finden Sie Angaben zum Vorgehen.

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